Mehr Waldhüter für Schutzgebiete notwendig
28.10.2022
Was sind uns sauberes Wasser und frische Luft wert? Um wenigstens 30 Prozent die Naturschutzgebiete unserer Erde und damit die eigenen Lebensgrundlagen zu erhalten, ist eine Aufstockung des derzeitigen Personals um das 5-fache notwendig, fordert ein internationales Wissenschaftlerteam.
Bei der Konferenz „Conference of the Parties“ (07.-15.12.2022 in Montréal, Kanada) treffen sich Regierungsvertreter aus aller Welt. Wissenschaftlerinnen erwarten von ihnen, dass sie sich zu „30 bis 30“ verpflichten, also 30 Prozent der weltweiten Naturreservate bis 2030 zu schützen.
Vor der Konferenz hat ein internationales Wissenschaftlerteam mit Ergebnissen seiner aktuellen Studie noch einmal nachdrücklich darauf hingewiesen, dass es nicht genügend Waldhüter und anderes Personal gibt, um die derzeitigen Schutzgebiete ausreichend zu betreuen. Unter letzterem verstehen Experten Nationalparks, Naturreservate, Schutzreservate, Landschaftsschutzgebiete, Naturschutzgebiete, Naturdenkmäler, staatliche Parks und bestimmte Gebiete, die unter nachhaltiger indigener Verwaltung stehen.
Lebensgrundlagen sichern
Ohne die ökologischen Leistungen solcher Schutzgebiete können Flora und Fauna nicht existieren: „Unser Schutzgebietssystem ist die Lebensgrundlage unseres Planeten, denn es versorgt die Menschen mit Wasser und sauberer Luft, speichert Kohlenstoff und verhindert den Verlust der biologischen Vielfalt. Dennoch arbeiten in den Vereinigten Staaten mehr Menschen auf Golfplätzen und in Country Clubs als es Ranger auf der ganzen Welt gibt“, erklärt Mike Appleton, Direktor für Schutzgebietsmanagement bei Re:wild und Hauptautor des Aufsatzes.
Nach ihren Berechnungen müsste die Zahl der Mitarbeiter bis 2030 auf 2,9 Mio. aufgestockt werden, von diesen müssten knapp 1,5 Mio. als Wildhüter arbeiten. Grundlage für ihre Forderung waren Daten aus 176 Ländern und Gebieten. Die Studienautoren schätzen, dass sich weltweit nur 555.000 Personen um 17 Prozent der weltweiten Landfläche (über 20 Millionen Quadratkilometer) kümmern.
Knapp die Hälfte davon sind Ranger, die nicht nur Schutzgebiete direkt überwachen, sondern auch für die Einhaltung von Gesetzen sorgen, mit Besuchern und lokalen Gemeinden zusammenarbeiten und Wildtierbestände erfassen. Ranger sind – manchmal in Personalunion – ebenfalls als Reiseleiter, Feuerwehrleute oder Umweltschützer tätig.
Vergleichsmaßstab geschaffen
Mitautor Alexandre Courtiol, Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), fand die Arbeit an der Studie spannend und gleichzeitig deprimierend. „Unsere Ergebnisse zeigen, wie wenig zufriedenstellend die derzeitige Situation ist. Die gute Nachricht ist jedoch, dass wir nun einen Vergleichsmaßstab geschaffen haben, auf dessen Grundlage wir weiter vorankommen können“, resümiert der für die Datenanalyse verantwortliche Wissenschaftler.
Bislang war die Rede von staatlichen Schutzgebieten. Daneben müssen, fordern die Wissenschaftlerinnen, neue Arten von Gebieten durch Mitarbeit:innen des privaten und gemeinnützigen Sektors geschützt werden. Hier sollten vor allem indigene und lokale Gemeinden mit einbezogen werden, die ihre eigenen Gebiete verwalten.
Internationale Zusammenarbeit
Wie viele Menschen, in und für die Schutzgebieten arbeiten, war bislang nicht bekannt. Die letzte Studie zur weltweiten Anzahl von Schutzgebiets-Personal stammt von 1999. Die nun von einem internationale Team vorgelegte Studie liefert eine erste Schätzung, und ist überhaupt die erste, die speziell Waldhüter einbezieht.
In ihrer Analyse verweisen die Studienautorinnen auch auf die wirtschaftlichen Vorteile, die ein nachhaltiger Naturschutz bringt. Demzufolge könnte jeder neue Mitarbeiter einen Wert von mindestens 28.800 US-Dollar generieren.
Zur aktuellen Studie haben Wissenschaftler der Organisationen Re:wild, IUCN World Commission on Protected Areas, Leibniz-IZW, WWF, Game Rangers Association of Africa, International Ranger Federation und Ranger Federation of Asia beigetragen.
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