Investitionen in ÖPNV und in Fahrradstraßen sorgen für eine gelungene Verkehrswende.
Mit der Verkehrswende sollten Städte sicherer, lebenswerter und „grüner“ werden: Das bedeutet, massive Investitionen in ÖPNV und den Ausbau des Radverkehrs bei gleichzeitiger Beschneidung des Autoverkehrs. Erstere sollen über Einnahmen aus der Kohlendioxid-Bepreisung finanziert werden, meinen die Befragten einer internationalen Studie.
Foto: TU Berlin/Christian Kielmann

Energiewende: bezahlbare Alternativen statt Bargeld

30.12.2024

Fast 70 Prozent der Befragten in Deutschland, Frankreich und Spanien befürwortet, die Einnahmen aus der Bepreisung von CO2-Emissionen in Programme zu reinvestieren, um den Umstieg auf nachhaltige Technologien im Gebäude- und Verkehrssektor finanziell zu ermöglichen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage (im Jahr 2023) in den drei europäischen Ländern, die ein internationales Wissenschaftlerteam durchgeführt hat.

Der Wechsel zu grünen Technologien wie E-Autos, Wärmepumpen oder der Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr gestalte sich vor allem für bedürftige Haushalte, Menschen in ländlichen Regionen sowie für Mieterinnen und Mieter in Deutschland schwierig. Wärmepumpen und E-Autos seien derzeit noch mit hohen Anschaffungskosten verbunden, so die Autoren der Studie. Zudem fehle es an einer Ladeinfrastruktur. 

„Es gibt also Bevölkerungsschichten, die gar keine Möglichkeit haben, ihre CO2-Emissionen zu senken. Und aus wissenschaftlicher Perspektive wissen wir, dass einkommensschwache Haushalte in Relation zu ihrem Einkommen für Heizung mehr ausgeben als Haushalte mit einem höheren Einkommen“, sagt Wissenschaftlerin Franziska Funke von der TU Berlin.

Zweifel an E-Autos

Es sind es aber auch ganz rationale Gründe, die Bürger davon abhalten, in die E-Mobilität zu investieren. Vor allem die Deutschen skeptisch. Eine Umfrage des „Mobilitätsmonitor 2024“ zeigt: Wie im Jahr 2022 halten 60 Prozent der Befragten die Reichweite von E-Autos für zu gering; ein gleich hoher Prozentsatz stellt damals wie heute in Frage, ob Elektroautos wirklich umweltfreundlicher sind.

In ihrem Debattenbeitrag „Supporting carbon pricing when interest rates are higher“ skizzieren die Forscher der TU Berlin, der Columbia University (New York), der Universität Amsterdam und dem französischen CNRS Anforderungen an eine Klimapolitik, die den Zugang zu grünen Technologien verbessert.

„Erstens muss die EU-Politik den Bürgerinnen glaubwürdig erklären, was unternommen wird, um die Kosten für klimafreundliche Alternativen zu senken. Werden E-Autos und Wärmepumpen nicht erschwinglicher, dann verfehlt auch das Instrument der pauschalen pro-Kopf-Rückführung von CO2-Einnahmen den erhofften Effekt, die Akzeptanz für die CO2-Bepreisung zu erhöhen. Und zweitens muss die gesamte Subventionspolitik so ausgerichtet werden, dass sie den besten ökologischen Nutzen bringt“, fasst Studienleiter Linus Mattauch (TU Berlin) zusammen.

Einkommensabhängige Kreditprogramme

Eine gezielte Subventionspolitik fehle. Bislang haben Besserverdienende von staatlichen Subventionsprogrammen profitiert, zum Beispiel für E-Autos. Es sei nicht ratsam, Subventionen nach dem Gießkannenprinzip zu verteilen. Deshalb war die Gruppe der einkommensschwachen Haushalte Ausgangspunkt der Studie, bei der es darum geht, wie die CO2-Bepreisung in Zeiten von Inflation und hohen Zinsen gerecht gestaltet und von der Bevölkerung akzeptiert werden kann.

Die Studienautoren schlagen vor, subventionierte einkommensabhängige Kreditprogramme für umweltfreundliche Modernisierungen aufzulegen, um hohe Zinssätze für einkommensschwache Haushalte zu senken und ergänzen: „Darüber hinaus wären Maßnahmen wichtig, die Vermieter wirksamer dazu bewegten, umweltfreundliche Modernisierungsmaßnahmen zu Gunsten einkommensschwacher Mieterinnen und Mieter durchzuführen.“

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