Datenklau aus Apps.
In Echtzeit: App-Anbieter geben Nutzerinformationen an Online-Werbefirmen weiter.
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Apps: persönliche Informationen landen bei Datenhändlern

16.01.2025

Zahlreiche Appanbieter geben Standortdaten an Datenhändler weiter. Das ist das Ergebnis einer gemeinsamen Recherche von Bayerischem Rundfunk (BR), der Nichtregierungsorganisation Netzpolitik.Org und internationalen Medien.

Es sind Standortdaten von 47 Millionen Smartphone-Usern aus der ganzen Welt, darunter fast 800.000 Menschen aus Deutschland. Ihre Standortdaten werden auf internationalen Datenmarktplätzen gehandelt.

Laut BR ist die mutmaßliche Quelle der Daten: rund 40.000 Apps für Apple- und Android-Geräte. Aus allen lassen sich mindestens ungefähre Standorte von Nutzerinnen und Nutzern ableiten, zum Beispiel auf Ebene von Stadtteilen. Besonders brisant: Bei einigen Apps geht es den Recherchen zufolge auch um präzise Standortdaten, die etwa genaue Wohn- und Arbeitsorte von Personen zeigen. In Deutschland sticht unter anderem eine populäre Wetter-App besonders hervor.

Geortet wurden laut Netzpolitik.Org die betroffenen Appnutzer demnach nicht etwa per GPS, sondern übe ihre öffentliche IP-Adresse. Diese Adresse erhält man über den Anbieter seines Internet-Zugangs; sie wird bei der Nutzung von Apps und Websites automatisch übermittelt.

IP-Adressen genutzt

Die IP-Adresse hat zunächst keine direkte Verbindung zu einem Standort. Internetanbieter weisen jedoch ihren Netzknoten bestimmte Adressen zu. Bestimmte Databroker haben sich darauf spezialisiert, IP-Adressen konkrete Standorte zuzuordnen. Dafür sammeln sie Hinweise, etwa aus öffentlichen Datenbanken zur Internet-Infrastruktur.

Anders als beim Zugriff auf den GPS-Standort müssen Apps für die IP-Adresse nicht gesondert um Erlaubnis bitten, weil sie technisch gesehen kein Standort ist. Somit können auch dem Anschein nach datensparsame Apps betroffen sein. Dennoch kann IP-basierte Ortung verräterisch sein: Beispielsweise lassen sich damit Städtetrips oder Auslandsreisen ablesen. Hinzu kommen weiteren Eckdaten in einem Datensatz wie Handy-Modell und Werbe-Kennung. All das hilft dabei, eine Person eindeutig zu identifzieren.

App-Anbieter und Online-Vermarkter kooperieren

Deutschland ist eines von 137 betroffenen Ländern im untersuchten Datensatz. Die Anzahl der anhand ihrer Werbe-ID georteten Handys unterscheidet sich allerdings drastisch von Land zu Land: Ganz vorne liegen die USA mit rund 33 Millionen verschiedenen Werbe-IDs an nur einem Tag. Deutschland ist mit rund 795.000 Werbe-IDs auf Platz 7. Zu den in Deutschland georteten Handys liegen rund 13 Millionen Standortdaten vor.

Vieles spricht dafür, dass die Daten ursprünglich aus dem unübersichtlichen Geschäft mit personalisierter Online-Werbung stammen. Dabei übermitteln App-Anbieter in Echtzeit Informationen von Nutzenden – etwa ihren Aufenthaltsort oder das Modell ihres Handys – an eine Vielzahl von Vermarktern von Online-Werbeanzeigen.A

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